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Es ist eigentlich unmöglich von einer indischen Architektur zu
sprechen, da die Bauwerke des Landes von so vielen verschiedenen Kulturen beeinflusst
worden sind. Also wenn man über indische Architektur spricht, meint
man die verschiedenen buddhistischen, jainistischen,
hinduistischen und islamischen Bautypen, die im Laufe der
Jahrtausenden in ganz Indien verteilt unter unterschiedlichen
Herrschaften entstanden sind.
Ein kurzer geschichtlicher Überblick
Die indische Architektur ist, abgesehen von Festungs- und Palastbauten, vor allem eine
Sakaralarchitektur. In dieser Architektur spiegeln sich die Vorstellungen der verschiedenen Religionen wider. Erst in der modernen Architektur seit der Unabhängigkeit spielen andere Faktoren
auch eine Rolle. So kann die
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indische Architektur in drei Perioden
eingeteilt werden, die jeweils bestimmte Typen entwickelt haben: Bis
zum 6. Jh. wurde sie stark vom Buddhismus beeinflusst, danach
entstanden hinduistische Regionalreiche in denen unterschiedliche
Arten von Tempelbauten entwickelt wurden. Dabei sind der Nagara-Stil der nordindischen Tempel und der Dravida-Stil der
südindischen Tempel die wichtigsten. Ab dem 12. Jh. entstand
schließlich der islamische Bautyp mit den Hauptbauten Moschee,
Grabbauten und Palästen. Die Gebäude, die von den Briten gebaut
wurden, waren meist an der europäischen Architektur orientiert. Ihre
Funktion war vor allem repräsentativer Natur. Nach der Unabhängigkeit gab es
nur wenige große Projekte, in denen Sakaralbauten (Bahai-Tempel in
Delhi) oder auch ganze Städte (Chandigarh) entworfen und gebaut
wurden.
In Indien ist vor allem das Nebeneinander von hinduistischen und islamischen Bauten ein
Phänomen. Wie kann man da von einer indischen Baukunst sprechen ? Über vierhundert
Jahre hinweg wurden immer wieder Baumeister aus der Türkei und aus Persien nach Indien
eingeladen um riesige Bauaufgaben zu vollbringen. So kam es zu einer Synthese von beiden Bautypen.
Indische Handwerker hatten natürlich gleichermaßen einen Einfluss auf diese Baumeister
aus dem Orient und so fanden
auch altindische Symbole Eingang in islamische Bauprojekte. Indien assimilierte die vielen
Einwanderer und ließ ihre Baukunst zu einer indischen werden.
Es ist eine interessante Tatsache,
daß viele indische Städte ihre Lage eher nach strategischen als
ästhetischen Gesichtspunkten verdanken. Ihre Gründung erfolgte in
leicht zugänglichen Gebieten und an Handelsrouten, was dem jeweiligen
Herrscher zu einem zusätzlichen Einkommen verhalf.
Delhi selbst, im Herzen Indiens gelegen, muß mit seiner fürchterlichen
Sommerhitze und der Kälte im Winter wenig Inspiration verbreitet
haben, obwohl Bäume zur Genüge vorhanden sind. Agra war nicht besser.
Kalkutta ist auf Sumpfland entstanden, Bombay aus sieben Inseln, die
vorher nur von Fischern bewohnt waren. Der Vorteil einer Lage in der
Nähe von Gewässern wurde zwar in Betracht gezogen, war jedoch nie ein
Schlüsselkriterium bei der Entstehung einer neuen Metropole.
Hindukönige haben ein komplexes System der Wasserversorgung für ihre
Hauptstädte entwickelt, während die Moguln sich vornehmlich um die
dekorative Bewässerung ihrer Gärten küm-merten. Die kaiserlichen
Festungen von Agra und Delhi wurden von den Moguln am Yamuna River
errichtet (diese Herrscher aus dem Hochland sehnten sich nach dem
kühlen Klima der Berge), denn die Flußlage bot auch einen gewissen
Schutz.
Als Akbar später seine Hauptstadt von Agra nach Fatehpur Sikri
verlegte, der herrlichen neuen Stadt, die er hatte erbauen lassen,
zwang ihn der Mangel an Wasser dazu, sie nach nur wenigen Jahren
aufzugeben und den Umzug rückgängig zu machen. Die Briten bauten ihre
Städte an Flüssen und sahen darin ästhetische wie praktische Vorteile,
etwa in Kalkutta, wo Fort William ein-durcksvoll am Hooghly liegt,
oder in Madras, wo alle Regierungsgebäude auf den riesigen Marina
Beach ausgerichtet wurden.
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Buddhistische Architektur
(Stupas)
Zu den ältesten, noch vorhandenen historischen Bauten gehören die Stupas. Der Stupa
ist ein halbkugelförmiges Monument, In denen Reliquien von Budda aufbewahrt
wurden. Der Stupa besteht aus einem Unterbau (Medhi) und einer Halbkugel, die sich darüber
wölbt. Diese Stupas sind Gedächtnisstätten von Buddha. Sie werden als Abbild des
Kosmos betrachtet, und die einzelnen architektonischen Teile als symbolische
Repräsentationen der verschiedenen Ebenen des Weltberges Meru. Die Stupas werden
von einem runden Schirm, als Symbol der Herrschaft und des Schutzes,
gekrönt. In der Mitte des Bauwerks steht ein
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Stupa at Sanchi |
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senkrechter Pfosten, der unten im Wasser oder in
einem Wassertopf steht. Der Pfosten stellt die Weltachse dar. Um den
Mittelpfosten legt sich die
Halbkugel des Stupa. Die geometrische Symmetrie
symbolisiert die Vollkommenheit und Endlosigkeit des Universums. Der Stupa wird bei der Verehrung rituell umschritten. Diese
Umwallung heißt Pradakshina und symbolisiert die Bewegung der
himmlischen Körper um die Sonne. Manchmal sind die Stupas von Mauern
umgeben, die durch Tore (Toranas) die Pilger eintreten lassen. Die
Toranas von Sanchi mit ihren ausgezeichneten Skulpturen, die
symbolisch die buddhistische Lehre darstellen, sind ein besonderes
schönes Beispiel dafür. Die Stupas waren zu Zeiten von Ashok kleine
Hügel. Sie wurden aber im Laufe der Zeit zu riesigen Steinkuppeln, die
über einen mehrstufigen Socket in den Himmel ragten. |
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Buddhistische Klosteranlagen - Chaityas und Viharas
Neben den Stupas entwickelten sich in dieser Zeit auch die Höhlenkloster mit großen
Gebetshallen (Chaitya-Hallen) und einfachen Wohnräumen für die Mönche (Viharas).
Sie
wurden während der Zeit des Hinayana-Buddhismus errichtet. In den Chaitya-Hallen
wurde jedoch nie Buddha selbst dargestellt, da er nie als Gott verehrt werden
wollte, sondern Symbole wie der Bodhibaum, das Rad oder seine Fußabdrücke.
An einem Ende
einer Chaitya Halle steht ein Stupa. Davor gibt es rechts und links lange Säulenreihen, die skulpturreich sind und prächtige Kapitell tragen.
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Lingdum
monestry, Sikkim |
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Stambhas:
Eine weitere besondere buddhistische Architekturform
sind die Stambhas, monolithische Säulen mit aufgesetzten Kapitellen,
auf denen Bäume, Stiere oder Elefanten dargestellt wurden. Sie stehen
meist vor dem Eingang der Chaitya-Hallen. Kaiser Ashoka ließ viele
solcher Stambhas mit eingravierten Edikten errichten. Seine Säule haben
jedoch alle Löwenkapitelle. Diese Symbol stammt aus Westasien.
In Ajanta und Ellora findet man die prächtigen Viharas des Mahayana-Stils. Bei den
Mahayana Anlagen sieht man auch die Zellen im Inneren, die Bilderschreine haben. Die
mittlere Zelle hat immer eine überlebensgroße Buddha-Statue.
Hinduistische Architektur
(Allgemeines)
Die ältesten Hindu-Tempel, Bauten aus Holz und Lehm, haben die Jahrtausende nicht
überlebt. Die späteren Steintempel versuchten jedoch, die Holztempel nachzuahmen. Ein
Hindu-Tempel war in der Regel die Stiftung eines Herrschers oder Angehörigen des
Hofstaates. Er steht immer an einer "heiligen" Stelle. Meistens hat es eine Wasserstelle
oder einen Garten in der Nähe und liegt außerhalb der Städte.
Der Hindutempel entwickelte sich als eine Synthese aus Architektur, Skulptur und
Malerei. Oft wurden spezielle Hallen errichtet, in denen Musik- und Tanzveranstaltungen stattfanden.
Alle Künste sollten den Wohnplatz der Götter attraktiv machen und die
Legenden vor den einfachen Menschen präsentieren. ln den Shilpashastras (Bücher über die Baukunst)
wurden der Grundriss und die Proportionen der Tempel genau beschrieben.
Der Tempel als Kosmos
Der Tempel ist eine Miniatur-Reproduktion des Kosmos, und der Tempelturm spiegelt die Weltachse, die die Erde mit dem Himmel verbindet, wider. Deswegen spielen beim
Tempelbau die Ausrichtung zur Sonne und die Anordnung von Figuren, die Tierkreiszeichen
symbolisieren, eine wichtige Rolle. Der Tempel wird sowohl als
Repräsentation des Universums als auch als eine Repräsentation des menschlichen
Körpers verstanden. Die kleine Cella (Garbhagriha), in der sich die zentrale Götterfigur
befindet, ist das Herz oder die Seele. Dieser Raum ist meist dunkel und ruhig wie das
Zentrum des Universums. Häufig darf er nur von Brahmanen, die als Priester
tätig sind, betreten werden.
Die oberen Teile des Temples werden meist von sich bewegenden Figuren
(wie Tänzern, göttliche Nymphen und Musikern) verziert, die das Element Luft
symbolisieren. Im unteren
Bereich sind alle Naturkräfte dargestellt, die nötig sind, um
dämonische Kräfte zu besiegen und den Tempel zu schützen. Auch die Darstellung von Liebespaaren
(Mithuna-Figuren) soll den Tempel vor Blitzen und anderen
Naturgewalten schützen. |
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Grundmuster der Tempelanlage
Der Garbhagriha, der Schrein, in dem die zentrale Götterfigur steht, ist nach Osten
gerichtet, sodass die Strahlen der aufgehenden Sonne die Gottheit bescheinen können.
Um den Schrein herum gibt es einen Korridor (Pradakshina Patha), der von den Gläubigen benutzt wird, um die Gottheit im Uhrzeigersinn zu umkreisen. Dies ist ein wichtiger Teil des Gebets. Über der Cella erhebt sich ein Turm, der als Shikhara oder Vimana bezeichnet wird. Die Spitze des Turms wird von einem glückbringenden Wasserkelch (Kalasha) bekrönt, der die "Grenze" symbolisiert, an der sich die Welten der Götter und der Menschen treffen. Vor dem Schrein ist häufig eine
Gebetshalle (Mandapa). |
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Mahadeva temple,
Khajuraho |
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Es gibt zwei Hauptypen von Tempeln, die sich vor allem durch ihre Türme unterscheiden: der Nagara-Stil und der Dravida-Stil. Das ist aber nur eine grobe Klassifikation. Es gibt
auch andere Übergangsformen. |
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